SBM Herbst 2022

Und endlich wird auch wieder gefeiert!

Zwei Jahre lang herrschte Stille. Erstmals nach der coronabedingten Pause konnte nun in Haunstetten auch wieder eine Ehrung der süddeutschen Fahrer erfolgen. Die Sieger der acht verschiedenen SBM-Wertungsklassen 2022 kamen allesamt in die Schwabenmetropole. Hinzu gesellten sich Vertreter aus den Reihen der Sonderehrungen. Und wieder einmal erzählten die Fahrer, dieses Mal im Interview mit AMC Haunstetten-Vorsitzenden Erich Scheunemann, auch die eine oder andere Neuigkeit.

41 Fahrer, 16 Wertungsläufe – ja, es gab schon Jahre, in denen deutlich höhere Zahlen die Süddeutsche Bahnmeisterschaft umrahmten. „2019 hatten wir 67 Fahrer und 23 Rennen“, blickte Josef Frohnwieser zurück. Im Rahmen seiner Rede ging der SBM-Vorsitzender unter anderem darauf ein, dass (auch) der Bahnsport unter der Pandemie zu leiden hatte: „Einige haben ihr Engagement heruntergefahren, einige haben den Sport für sich in die Ecke gestellt.“ Im Haunstettener Sportpark kamen aber all‘ jene zusammen, denen der Bahnsport nach wie vor sehr viel bedeutet. Unter den mehr als 120 Festgästen fanden sich Vereinsvertreter, Lokalpolitiker, Fans, Familienangehörige und natürlich Fahrer – angefangen vom Kleinsten und Jüngsten, A-Junior Bastian Limmer, bis hinauf zu Martin Smolinski, der für den Gewinn der Langbahn-Vizeweltmeisterschaft und Deutschen Speedwaymeisterschaft 2021 eine Sonderehrung erhielt.

„Erstaunlich holprig“, sagte Frohnwieser, sei die Saison 2022 angelaufen. Automatismen und Routine mussten in den Vereinen erst wieder eingeübt werden: „Dennoch ist die Saison einigermaßen gelungen.“ Frohnwieser freute sich nicht nur über die zur Ehrungsfeier gekommenen Kommunalpolitiker und deren Verbundenheit zum AMC Haunstetten und dem Bahnsport allgemein. Er nutzte die SBM-Feier auch, um mit Silke Großhans und Gerd Henn zwei verdiente und langjährige Funktionäre auszuzeichnen, die sich aus dem Vorstand der SBM-Veranstalter verabschiedet haben. Großhans wurde 2008 als Beisitzerin Internet in den Vorstand gewählt und war über fünf Jahre hinweg auch mitverantwortlich für den Airfence-Verleih. Gerd Henn fungierte dreieinhalb Jahrzehnte lang als Kassenprüfer. Für beide Positionen konnten Nachfolger gefunden werden.

Dann aber gehörte die Bühne den erfolgreichen Sportlern. Im Interview mit Erich Scheunemann erzählte beispielsweise B-Seitenwagenfahrer und SBM-Zweitplatzierter Mike Kolb  vom Stolz auf Sohn und SBM-Sieger David. Daniel Spiller berichtete, dass es bei ihm im kommenden Jahr – wie auch bei Julian Bielmeier – auf internationalem Parkett weitergehen wird. Zwischen den Jahren wird Bielmeier bei der „Drift on ice“-Serie zu sehen sein, einer Showveranstaltung, für die er kräftig die Werbetrommel rührte. „Ich habe bei jedem Rennen Punkte geschrieben und alles in allem Fortschritte gemacht“, freute sich Solo-Sieger David Pfeffer und blickte auf seine Saison zurück.

Scheunemann ging im Gespräch mit Seitenwagenfahrer Markus Brandhofer darauf ein, wie er es denn nun mit dem „Aufhören mit 44“ halte und wie es mit der Gesundheit aussehe. „Super“, sagte Brandhofer. Und was das andere Thema anbelangt: „Ich bin ja jetzt noch ein ganzes Jahr lang 44.“ Dass man bei der Anzahl an erzielten Titeln ins Schleudern kommen kann, bewies Markus Venus auf entsprechender Nachfrage: „Da bin ich auch überfragt.“ Es sind seit 2012 (und mit Ausnahme der beiden wertungsfreien Coronajahre ununterbrochen) neun Siege in der SBM, sieben Deutsche Meistertitel, vier Vize-Europameisterschaften und 2022 erstmals auch die Europameisterschaft.  Letztere hat Markus Venus bekanntlich und aufgrund einer Coronainfektion von Markus Heiß mit Markus Eibl bestritten, der deshalb ebenfalls mit auf der Bühne stand. In Kürze wird sich das Duo Venus/ Heiß im Übrigen zusammensetzen und „gucken, wie es weitergeht.“ Tendenziell dürfte die erfolgreiche Karriere wohl fortgesetzt werden.

Dass er darüber nachgedacht habe, den Stahlschuh an den Nagel zu hängen, verriet Martin Smolinski. Dann aber habe er ein „paar geheime Runden“ gedreht, um zu schauen, ob die Hüfte hält. Und auch seine Frau hatte, so Smolinski, Einfluss: „Sie hat mir gesagt: Du hast schon seit drei Jahren nicht mehr so gelacht. Du musst weiterfahren.“ Smolinski dankte der FIM für die Dauer-Wildcard, die es ihm ermöglicht, 2023 wieder in die Langbahn-WM einzusteigen. Am Ende erzählte Smolinkski von seinem einstigen Moped samt einfachem, blauem Schutzblech und erteilte dem Nachwuchs mit dessen heute teils übersteigerten und überteuerten Ansprüchen an Material und anderem einen einfachen Rat: „Ehrgeiz ist wichtig. Guckt, wie es funktioniert. Das Schöne ist: Alles andere kommt ganz von alleine.“

Weniger Veranstaltungen und Fahrer – und doch ein positiver Blick

Mehr als 30 Personen und damit Vertreter aus 13 Vereinen beteiligten sich an der SBM-Tagung Mitte November in Haunstetten. Umfangreich war ihr Rückblick auf eine überwiegend recht gute und zufriedenstellende Saison. Weitergekommen ist die Versammlung auch in Sachen APD: Geht es nach dem Willen der süddeutschen Vertreter werden die Rücklagen weiter erhöht – um die Zukunft des Bahnsports zu sichern.

Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres trafen sich die Südvertreter der deutschen Bahnsportvereine in Haunstetten. Im Gegensatz zur „nachgeholten“ SBM-Tagung 2021 im Frühjahr handelte es sich nun wieder um eine Tagung im gewohnten Rhythmus. Zunächst einmal ging der Blick zurück auf die nun abgelaufene Saison.

Vieles, sagte SBM-Vorsitzender Josef Frohnwieser, sei seines Erachtens bei der Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen in diesem Jahr nicht mehr selbstverständlich gewesen und in Vergessenheit geraten. 2022 habe aber auch zu (neuen) Kooperationen geführt, in manchen Vereinen gab es auch Verjüngungen. Den Rückgang an Veranstaltungen und der Zahl an Fahrern begründete Frohnwieser damit, dass der eine oder andere Verein nicht mehr so viele Rennen absolvierte oder auch gar nicht mehr aktiv gewesen ist. Auch die Nachwuchsarbeit habe gelitten: „Die Senke im Bahnsport werden wir noch eine Weile mit uns rumtragen müssen.“ Geradezu erschreckend nannte Frohnwieser die Tatsache, dass es in Bayern keine einzige, in Hessen nur noch eine Grasbahn gebe: „Sie war immer die Lehrlingsstrecke für die Langbahn.“

Doch jenseits dieser Sorgen zog der Vorsitzende eine positive Bilanz: „Es wurde 2022 guter Sport geboten. Zu Jahresbeginn haben die Zuschauer darauf gewartet, raus und zu Veranstaltungen zu kommen.“ Dies spürten auch die allermeisten Veranstalter. Mit Ausnahme des AMC Haunstetten zeigten sie sich durchweg zufrieden mit der Zuschauerresonanz. Im Laufe der Saison wurde die „Liste an Verletzten“ und insbesondere an Langzeitverletzten allerdings immer länger. Frohnwieser: „Dies hatte auch Auswirkungen auf die Prädikate.“

Weitergehen muss und wird es in jedem Fall mit dem APD-Verleih, dessen Verwaltung nach fünf Jahren im Süden inzwischen in den Norden abgewandert ist. 2022 wurden die Airfence 16-mal im In- und zweimal ins Ausland vermietet. In der kommenden Saison könnte es, so befürchtet Frohnwieser, für die Ausleihvorgänge der Vereine höhere Kosten geben. Nichtsdestotrotz soll weiter an der Rücklagenbildung für eine Neuanschaffung gearbeitet werden, die nötig ist, wenn die Homologation der bestehenden APD voraussichtlich Ende 2025 ausläuft. Geht es nach dem Willen der Südvereine sollen die Ansparsummen erhöht werden. Dies kann aber nur in Absprache mit der NBM erfolgen, die ihre Tagung in diesem Jahr erst Mitte Dezember abhält. Durch die Erhöhung der Fahrer-Nenngelder für die Süd- und Nordmeisterschaft sollen auch diese sich am Ansparplan der Verbände beteiligen. Doch auch dies wird die NBM erst noch diskutieren und beschließen müssen.

Durchweg positiv aufgenommen wurde, was Sascha Dörner, Beisitzer Jugend und Nachwuchsarbeit, über das von der SBM unterstützte Training mit Instructor Max Dilger und Physiotherapeut Lukas Dudenhöffer berichtete: „Wir möchten diese Möglichkeit mehr Clubs bieten.“ Mit einem Zuschuss in Höhe von 300 Euro dürfen künftig alle SBM-Vereine rechnen, die sich an die festgelegten Rahmenbedingungen halten und entsprechende Trainings abhalten.

Über Veränderungen im Bereich der FIM und des DMSB sprach SBM-Beisitzer Christian Froschauer. Auf der Langbahn wird beim Team-WM-Wettbewerb wieder zurückgekehrt zum Sieben-Nationen-Modus und damit auch zu den Dreier-Fahrerfeldern (plus ein Ersatzfahrer) je Nation, die jeweils Duelle einer Föderation gegen eine andere nach sich ziehen. Endgültig verboten sind ab 2023 die Helmabriss-Visiere. Ohne Ergebnis, aber vielfältig diskutiert wurde die Möglichkeit einer Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) im Bahnsport. Problematisch sind hier aber die Qualifikationsnormen – und vermutlich auch die Kosten. Frohnwieser plädierte für die auch jetzt schon praktizierte Regelung, nach der ausländische Fahrer vom Veranstalter benannt werden und mitfahren können, ohne in der nationalen Wertung eine Berücksichtigung zu finden.

Keine Veränderungen ergaben sich im Vorstand: Joachim Ohmer bleibt zweiter Vorsitzender, Susi Weber Schriftführerin, Christian Froschauer Beisitzer DMSB/ FIM und Thomas Gallus Beisitzer Internet. Er wird künftig Unterstützung durch Tim Scheunemann erhalten. Wiedergewählt wurde auch Gerald Schmidbauer als Kassenprüfer. Künftig wird es den SBM-Terminflyer aus Kosten- und Nachhaltigkeitsgründen nur noch digital und regelmäßig aktualisiert geben. Die nächste SBM-Tagung und Ehrung wird Mitte November 2023 in Berghaupten abgehalten.